Ausblick 2021 - wie geht es an den Finanzmärkten weiter?

Im kommenden Jahr erwarten wir, dass die Welt zur Normalität zurückfinden wird. Im 2. Halbjahr werden genügend Impfdosen verfügbar sein, damit auf Einschränkungen verzichtet werden kann. Staatliche Unterstützungsprogramme werden noch stärker ihre Wirkung entfalten, die Geldpolitik bleibt unterstützend und Wachstumsraten werden dank einem Basiseffekt sehr hoch ausfallen. Prima vista ein wunderbares Börsenumfeld. Matchentscheidend bleibt aber die persönliche Anlagestrategie.

 

Weltwirtschaft
Das Jahr 2020 zeigte, wie vernetzt und verletzlich die Weltwirtschaft ist. Es brauchte beispiellose fiskal- und geldpolitische Massnahmen von Regierungen und Zentralbanken rund um den Globus, damit Arbeitsplätze erhalten und Unternehmen vor Schlimmerem geschützt werden konnten. Dabei fällt auf, dass die Staatsdefizite sowohl in den USA wie auch in Europa massiv ausgeweitet wurden und zu historisch sehr hohen Staatsschuldenquoten führen. Bei einem US-Staatsdefizit von rund 130% des BIP drängt sich die Frage auf, wie nachhaltig diese Schulden finanzierbar sind.


Kurzfristig sehen wir keine Probleme. Wir rechnen damit, dass die Zentralbanken über Anleihekaufprogramme die Finanzmärkte auch im Jahr 2021 stützen, für tiefe Zinsen in allen Laufzeiten sorgen und so Staaten wie auch Unternehmen mit reichlich Liquidität versorgen werden. Über das Jahr 2021 hinaus könnte es aber anders aussehen. Insbesondere wenn die Konjunktur richtig an Fahrt aufnimmt, die Inflationsprognosen steigen und so ein Ende der Tiefzinspolitik absehbar wird. 

Der weltweite Handel entwickelt sich trotz zweiter Welle bereits jetzt positiv. Das zeigt sich bei Betrachtung des Containerumschlag-Index, berechnet vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, welcher auf Daten von internationalen Häfen basiert und rund 60% des weltweiten Containerumschlags widerspiegelt.   

Container-Umschlag-Index (Zeitraum Januar 2015 – September 2020)

 

Quelle: Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI)

Zudem werden im kommenden Jahr die verschiedenen Konjunkturprogramme unterstützend wirken. In Europa beispielsweise das 750 Milliarden Euro schwere Corona-Hilfspaket oder die verschiedenen national beschlossenen Investitionen. Dieses Geld wird ab 2021 in den Wirtschaftskreislauf fliessen. 


Aktienmärkte
Das konjunkturelle Umfeld wird im Jahr 2021 den Unternehmensgewinnen Rückenwind verleihen. Dazu kommen die staatlichen Investitionen und die überaus unterstützende Geldpolitik. Allerdings gilt es zu beachten, dass die Aktienmärkte bereits vieles vorwegnehmen. Trotzdem, im Vergleich zu Obligationen erscheinen Aktien 2021 attraktiv. Die durchschnittliche Dividendenrendite der Unternehmen im SPI-Index liegt bei knapp 2.5%. Verglichen mit der Rendite einer 10-jährigen Schweizer Staatsanleihe bei rund minus 0.5% also ein veritabler Renditevorsprung. Kumuliert über bspw. 10 Jahre ergibt das einen Vorsprung von fast 30%. Ein Puffer also, der für  Kursschwankungen entschädigt.

Welches sind die Wachstumsmärkte der kommenden Jahre? China hat die Krise bedeutend besser gemeistert als Europa oder die USA.


Vergleich: Wirtschaftswachstum USA versus China

 

Quelle: Bureau of Economic Analysis, OECD

 

Die Organisation für internationale Zusammenarbeit (OECD)  prognostiziert für China ein Wachstum von rund 2% im Jahr 2020 und 8% im Jahr 2021. Das ist bemerkenswert robust im Vergleich zu USA und Europa. Die Prognosen zeigen, dass die beiden westlichen Wirtschaftsblöcke Ende 2021 die Wirtschaftsleistung von Ende 2019 noch nicht wieder erreicht haben werden.

Aufbauend auf diesen Prognosen führt eine Wachstumsdifferenz von 4% p.a. ab 2022 zwischen China und USA (bspw. 2.5% USA und 6.5% China) dazu, dass China bereits im Jahr 2029 die USA als grösste Wirtschaftsmacht ablösen wird. Die wirtschaftliche Bedeutung von China, aber auch die militärische Potenz wird weiter zunehmen. Das Gleiche gilt für die Aktienmärkte. China und ostasiatische Länder wie Korea oder Taiwan werden im Vergleich zu den westlichen Ländern höhere Wachstumsraten aufweisen. Darum stufen wir deren Aktienmärkte als aussichtsreich ein.

 

Anlagestrategie
Aktien werden die Performance-Treiber in den Wertschriftendepots bleiben. Anleger sind aber gut beraten, sich bei der Festlegung der strategischen Aktienquote nicht auf Prognosen abzustützen, sondern ihre persönlichen Finanzziele in den Vordergrund zu stellen. Wir sind überzeugt, dass es matchentscheidend ist, viel Zeit in die Festlegung der Anlagestrategie zu investieren.

Wenn klar ist, wieviel Geld in Aktien angelegt wird, geht es um die Diversifikation der Anlagen. Ob in der Schweiz oder in Deutschland, die Anleger neigen dazu, die Unternehmen im eigenen Land als sicherer einzustufen als Engagements im Ausland. Wir erachten es aber als wichtig, die Märkte in Europa, in den USA sowie die stark wachsenden und aufstrebenden Länder wie z.B. China auch zu berücksichtigen.

 

Fazit:
Das Umfeld für Kursgewinne im Jahr 2021 ist vielversprechend. Risiken dürfen aber nicht ausgeblendet werden, und es muss auch im kommenden Jahr mit grossen Schwankungen gerechnet werden. Darum gilt: Anleger in Aktien müssen einen Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren mitbringen, damit sie gut schlafen können.

 

Patrik Imholz, 7.12.2020

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