Die Entscheidung, ob das Vorsorgeguthaben als Rente oder Kapital bezogen wird, ist für viele Menschen die bedeutendste finanzielle Weichenstellung, die in jedem Falle gründlich überlegt sein will. Hier sind einige wesentliche Aspekte, die in Betracht gezogen werden sollten:
Lebenserwartung und Gesundheitszustand
Die individuelle Lebenserwartung und der aktuelle Gesundheitszustand spielen eine zentrale Rolle. Wer eine lange Lebenserwartung und gute Gesundheit erwartet, kann mit einer lebenslangen Rente finanzielle Sicherheit gewinnen. Ein Rentenbezug ist sinnvoll. Bei einer kürzeren Lebenserwartung (z.B. aufgrund einer Krankheitsdiagnose) kann hingegen ein Kapitalbezug vorteilhafter sein.
Risikotoleranz
Die persönliche Risikobereitschaft ist ebenfalls entscheidend. Eine lebenslange Rente bietet eine garantierte Einkommensquelle, während der Kapitalbezug mehr Flexibilität mit sich bringt. Damit sind aber auch höhere Aufwände verbunden: Es gilt, das Vorsorgeguthaben umsichtig anzulegen, so dass die Kombination von Erträgen und Kapitalgewinnen sowie dem Vermögensverzehr bis zum Lebensende ausreicht. Auch muss man mit höheren Anlage- und Marktrisiken umgehen können. Ihre persönliche Risikotoleranz ist somit bei der Beantwortung Rente oder Kapital ganz entscheidend.
Finanzielle Bedürfnisse und Ziele
Auch die individuellen finanziellen Bedürfnisse und Ziele sind wichtig. Eine lebenslange Rente bietet ein stabiles Einkommen im Ruhestand, das keinen Marktschwankungen unterliegt. Der Kapitalbezug hingegen kann für grössere Anschaffungen oder Investitionen, wie z.B. die Renovation der Immobilie oder die Amortisation von Hypotheken genutzt werden. Das erfordert aber eine sorgfältige Finanzplanung, um ein vorzeitiges Aufbrauchen des Kapitals zu vermeiden. Mit der Planung allein ist es dann noch nicht getan. Auch braucht es eine sorgfältige Vermögensverwaltung und eine laufende Überprüfung, ob sich das Vermögen in Übereinstimmung mit den beim Kapitalbezug getroffenen Annahmen entwickelt. Diesen Faktoren ist bei der Beantwortung der Frage Rente oder Kapital Rechnung zu tragen.
Familienstand und Verpflichtungen
Die familiäre Situation und bestehende Verpflichtungen sollten ebenfalls berücksichtigt werden, wenn Sie sich die Frage Rente oder Kapital stellen. Eine lebenslange Rente kann auch den Ehepartner oder andere Hinterbliebene absichern, während das bezogene Kapital im Falle des Kapitalbezugs nur der betroffenen Person selbst zugutekommt. Dafür können die einmal bezogenen Guthaben, soweit sie im Todesfall noch vorhanden sind, vererbt werden.
Steuerliche Aspekte
Die steuerlichen Auswirkungen sind für die Beantwortung der Frage Rente oder Kapital ebenfalls von Bedeutung. Der Kapitalbezug kann steuerlich vorteilhafter sein, da die Auszahlung des Vorsorgekapitals separat – und im Vergleich mit der Einkommenssteuer typischerweise bevorzugt – besteuert wird. Im Gegensatz dazu unterliegt die PK-Rente der Einkommenssteuer. Sie wird mit anderen Worten ordentlich besteuert. Durch eine sorgfältige Pensionsplanung lassen sich in vielen Fällen, ganz unabhängig von der Frage Kapital oder Rente, erheblich Steuern sparen.
Inflationsrate und Kaufkraft
Die Auswirkungen der Inflation auf die Kaufkraft sind ebenfalls zu beachten. Eine lebenslange Rente bietet keinen Inflationsschutz, da die Zahlungen in der Regel nicht an die Inflation angepasst werden. Das kann in der Kombination von hoher Inflation und langer Lebenserwartung zu einem deutlichen Kaufkraftverlust führen. Beziehen Sie statt einer Rente das Kapital, so müssen Sie selbst für den Schutz vor Inflation sorgen, indem Ihr Vorsorgekapital in Sachwerten anlegen, welche langfristig vor der Geldentwertung schützen.